Ein Jahr Hochzeitsfotografie mit Fuji Kameras

Die Zeit für Jahresrückblicke ist ja eigentlich schon eine Weile vorbei. Da dies hier aber eine etwas größere Reihe werden wird, sei es mir verziehen. Dieser erste Teil soll die Ausgangssituation beschreiben und einen generellen Rückblick auf 2017 bieten. In den kommenden Blogposts werde ich dann auf einzelne Themen näher eingehen.

Die Ausgangssituation

In diesem Artikel geht es um das Jahr 2017. Um das aber beschreiben zu können muss erst die Ausgangssituation 2016 kurz beschrieben werden. Die Saison 2016 habe ich mit einer Canon 5D MkIII und einer Fuji X-T1 bestritten, um zu testen in wie weit die Fuji Kameras sich im Alltag für mich als Hochzeitsfotograf schlagen würden. Ich war von der kleinen X-T1 dann so begeistert, dass ich für 2017 einen kompletten Systemwechsel (für meine Hochzeitsaufträge) vollzogen habe. Die Canon wurde eingemottet und der Nachfolger der X-T1, die Fujifilm X-T2 samt neuem Boostergriff gekauft. Ziel war es mit der X-T2 zu fotografieren und die X-T1 nur als Backup Body mitzubringen. Früher hatte ich das so mit einer 5D MkIII und einer 70D gemacht. Nachdem ich aber mit großer Begeisterung auf den Fujis die Festbrennweiten einsetze war schnell klar, dass zwei Bodys parallel eingesetzt werden müssen um die benötigten Brennweitenbereiche abdecken zu können. Da die X-T1 mit 16MP und dem etwas älteren Sensor für mich aber zu unterschiedlich war, musste ich mir überlegen welche Kamera als Zweite mit auf die Hochzeiten sollte. Ich mag zwar den Gedanken zwei exakt gleiche Kameras zu haben, allein schon um Muskelgedächtnis aufzubauen, aber irgendwie ist das ziemlich langweilig zwei gleiche Kameras zu haben. Ich hatte mir kurzfristig eine X-Pro1 besorgt um zu sehen wie ich mit diesem Body klar kommen würde. Mal davon abgesehen, dass die X-Pro1 im Vergleich unendlich langsam ist, so sehr gefiel mir doch die Bedienung und das „Feeling“ mit dieser Kamera zu fotografieren. Also landete eine X-Pro2 als zweiter Body in der Tasche. Zu dem Thema wie ich zwei (mittlerweile drei) verschiedene Kameras so konfiguriere um damit zu arbeiten komme ich in einem späteren Artikel.

Mein Equipment für die Saison 2017 sah (zu Beginn) also so aus:

Kameras:
Fujifilm X-T2
Fujifilm X-Pro2

Objektive:
XF16-55mm ƒ2.8
XF35mm ƒ1.4
XF56mm ƒ1.2
XF90mm ƒ2.0

(Die Auslöseknöpfe sind übrigens Ebony und Teak von Last Identity)

Die ersten Hochzeiten, die ersten Einsichten aka. „Kein Plan überlebt den ersten Feindkontakt“

In den voran gegangenen Jahren hatte ich im Wechsel das 24-70mm ƒ2.8 und das 70-200mm ƒ2.8 auf meiner Canon. Mein Plan mit Fuji war es auf einem Body das XF16-55mm und auf dem anderen eine Festbrennweite nach Bedarf zu verwenden. Damit wollte ich für alle Situationen gewappnet sein. Leider empfand ich das XF16-55mm im Vergleich zu den Festbrennweiten als nicht ganz so scharf und die Bildqualität als nicht ganz so super. Gefühlt war für mich die Brennweite um die 35mm (Kleinbild Equivalent, folgend KB) die meist verwendete im „weitwinkeligeren“ Bereich. Also hab ich mir das XF23mm ƒ2 geholt in der Hoffnung, dass mir die Freistellung mit ƒ2 ausreicht. Wirklich begeistert daran hat mich allerdings der unglaublich schnelle Autofokus. Bei den spiegellosen Kameras wird dieser ja oft bemängelt und mir wurde erst mit dem XF23mm klar wie schnell Autofokus an Spiegellosen sein kann. Ein wirklich tolles Objektiv für die Reportage, die Freistellung lässt allerdings etwas zu wünschen übrig.

Mein Setup sah nun meist so aus, dass das XF23 an der X-Pro2 war und das XF56 an der X-T2. Das hat zwei Gründe. Zum einen ist das XF56 ein großer, schwerer Glaskasten der sich an der X-T2 mit Batteriegriff einfach besser „balancieren“ lässt – zum anderen ist das XF23 unfassbar klein und an der X-Pro2 hat man damit noch mehr Möglichkeiten in Reportage-Situationen ganz nah an die Menschen ranzukommen ohne sie zu erschrecken.

Das XF35 kam nach Bedarf auf einen der beiden Bodys drauf, je nachdem wie groß die Räume waren in denen ich mich befand oder welche Situationen ich einfangen wollte. Das XF90 hatte ich hauptsächlich für die Portraits gedacht, fand aber auch einige mal Einsatz in größeren Kirchen oder Sektempfängen um größere Distanzen zu überbrücken. Immer wieder erstaunt hat mich dabei der Autofokus am XF90 der gegenüber dem XF56 viel schneller ist.

Wohin mit all den Kameras (und dem anderen Zeug)

Im Jahr zuvor hatte ich die 5D und die X-T2 mit zwei Sun Sniper Gurtenüber Kreuz getragen. Das war aber irgendwie suboptimal, da ich so immer eine der beiden Kameras quasi mit anheben musste deren Gurt über der anderen lag. Ich hatte aber meine X100S ganz erfolgreich mit dem Spider Black Widow Holster immer mal wieder dabei. Also habe ich diesen einfach für die X-Pro2 verwendet und die X-T2, auch aufgrund des höheren Gewichts, am Schultergurt gelassen. Allerdings habe ich hier vom Sun Sniper auf die Gurte von Peak Design gewechselt, da diese nicht nur wesentlich besser aussehen, sondern auch super praktisch sind mit ihrem Schnell-Verschluss System. Die zusätzlichen Objektive habe ich in meine Ona Bowery Kameratasche gepackt da ich möglichst keinen Rucksack oder ähnliches verwenden wollte.

Hier ein Bild vom ersten Test meines neuen Setups.

Das restliche Zeug wie Blitze, zusätzliche Akkus, Filter, Kopfschmerztabletten, Speicherkarten, Nähzeug und Ladegeräte habe ich nach wie vor in meinem Tamrac Trolly, der meist irgendwo in der Ecke oder im Auto liegt.

Alle haben Probleme, nur ich nicht

Im Jahr 2017 haben wohl sehr viele (Berufs-)Fotografen auf Fuji umgestellt. Zumindest hatte man diesen Eindruck wenn man die Foren und Gruppen im Internet verfolgt hat. Über den Verlauf des Jahres wurden in diversen Fuji Foren aber auch Stimmen laut, dass die X-T2 Probleme mit dem Auslöseknopf und massiv mit Abstürzen zu kämpfen hat. Der X-Pro2 wurden Überhitzungsprobleme nachgesagt. Die Abstürze oder System Freezes an der X-T2 sollten wohl auf die verwendeten Lexar SD-Karten zurückzuführen sein, was ich allerdings nicht bestätigen kann. Mein Karten Fuhrpark besteht zur Hälfte aus SanDisk und Lexar karten und das einzige Problem das ich dieses Jahr hatte, war eine defekte SanDisk Karte die einfach keine Daten mehr schreiben wollte.

Die Überhitzung der X-Pro2 soll wohl (auch) mit den Akkus zusammenhängen. Fuji brachte mit der X-T2 eine Revision ihrer NP-W126 Akkus heraus (orangener Punkt statt Quadrat auf der Unterseite) die wohl mit besserem Temperaturmanagement das Problem beheben sollen. Aber auch hier konnte ich keine Probleme feststellen. Ich verwende beide Revisionen der Akkus in beiden Kameras ohne Probleme. Was mir allerdings aufgefallen war, die X-Pro2 wird unter Vollast und bei direkter Sonneneinstrahlung sehr warm bis heiß und kann sogar etwas unangenehm zu halten werden. Aber Absturz oder Fehler hatte ich deswegen keinen.

Das einzige Problem das ich hatte, aber wohl auch nur ich, war ein Wackelkontakt zwischen dem Booster Grip und der X-T2. Das manifestierte sich darin, dass die Kamera hin und wieder sporadisch die Kommunikation zum Griff verlor und vom Boost in den Normal Mode sprang. Ebenso konnte der Ladestatus der Akkus nicht mehr angezeigt werden. Die Akkus speisten aber weiter die Kamera und auch der zweite Satz Buttons am Griff funktionierte wunderbar. Das Problem habe ich erfolgreich sechs Monate lang ignoriert.

Ich war also alles in allem zufrieden mit der Qualität und der Performance meines neuen Fuji Equipments. Bis dann die letzte Hochzeit in der Saison kam.

Plötzlich, doch Problem(e)!

Auf der letzten Hochzeit der Saison merkte ich irgendwann während des Sektempfangs, dass sich der Auslöser an meiner X-T2 komisch anfühlte und mir war klar, dass ich nun wohl auch eine X-T2 mit defekten Auslöseknopf hatte. Das macht sich dadurch bemerkbar, dass der „Zwischendruckpunkt“ am Auslöser zum Fokussieren nicht mehr spürbar ist und man quasi direkt zum Auslösen durchdrücken kann. Man muss nun also mit sehr viel Fingerspitzengefühl arbeiten oder halt manuell fokussieren. Ich habe mich für den manuellen Fokus entschieden oder den Auslöser am Bosster-Griff verwendet.

Ich habe mein Equipment bisher nach folgendem Grundsatz zusammengestellt:

„Two is one and one is none.“

Soll heißen, dass ich auf jeden Ausfall mit einem Ersatz reagieren können möchte. Fällt irgendwas aus, soll ein zumindest äquivalenter Ersatz verfügbar sein um weiter arbeiten zu können. Soweit so gut, ich hatte ja noch die X-Pro2. Als es dann später wurde bin ich wie so oft am Abend von zwei auf eine Kamera umgestiegen, habe die X-T2 in die Tasche gepackt und nur noch die X-Pro2 verwendet.

Während der Party mache ich gerne ein paar Bilder mit langen Verschlusszeiten >1/15 Sekunde und Blitze auf den zweiten Verchlussvorhang mit meinen Yongnuo Blitzen, um ein scharfes Bild mit tollen Lichteffekten zu bekommen. Das klappte auch solange gut, bis die X-Pro2 plötzlich anfing nach dem Auslösen ein zweites Auslösegeräusch von sich zu geben und mit der Meldung „Please turn the camera off and on again“ den Dienstverweigerte. Ich habe versucht den Fehler an der X-Pro2 einzugrenzen und festgestellt, dass es nur bei Verschlusszeiten länger als 1/15 Sekunde Auftrat. Ich konnte zwar weiter fotografieren, ein gutes Gefühl hatte ich allerdings nicht.

„…and one is none“

Mein Grundsatz hat sich also nicht ganz bewährt und muss angepasst werden:

„Three is two, two is one and one is none“

So habe ich, wenn ein Problem oder ein Ausfall auftritt, noch immer eine Situation in der ganz entspannt mit einem Backup weiter arbeiten kann. Das ist wohl die größte Änderung für 2018.

Fuji Professional Service to the rescue

Ich habe die letzte Hochzeit abgeschlossen und mein Equipment wie üblich in den nächsten Tagen wieder überprüft und aufgefrischt. Also alle Akkus geladen, Objektive gereinigt usw. Die beiden Kameras habe ich auch nochmal überprüft, die Fehler blieben natürlich bestehen. Da ich Mitglied beim Fuji Professional Service bin habe ich dort einfach angerufen und mein Problem geschildert. Die Mitarbeiterin war äußerst nett und hat mir gemeinsam eine Lösung gefunden wie ich weiter arbeiten konnte und möglichst schnell alle Reparaturen durchgeführt werden konnten. Auch die kostenlose Leihkamera war bereits nach zwei Tagen bei mir. Das war sehr wichtig, da ich direkt danach für drei Wochen nach Kuba geflogen bin und nur ungern ganz ohne Kamera gegangen wäre. Mehr zu meinem Kuba Urlaub und der Fotografie auf Reisen könnt ihr in Episode 029 hören. In der Episode erzähle ich auch nochmal von den defekten Kameras.

Das Fazit für 2017 und die Änderungen für 2018

Mittlerweile sind beide Kameras schon lange wieder da und ich habe sie täglich im Einsatz. Ich habe trotz des Ausfalls noch immer ein sehr gutes Gefühl mit den Fuji Kameras und liebe die Arbeit und den Workflow den ich damit etabliert habe.

Für 2018 haben sich aber einige Änderungen ergeben. Ich habe festgestellt, dass mir im Weitwinkelbereich doch etwas fehlt. Deshalb habe ich das XF16mm ƒ1.4 zum Objektiv-Fuhrpark hinzugefügt. Damit kann ich beide Punkte erschlagen, etwas mehr Freistellung und etwas mehr Weitwinkel. Ich hatte 2017 auch mal das XF50mm ƒ2 für kurze Zeit getestet, damit wollte ich während der Reportagen flinker arbeiten / fokussieren, es dann aber doch wieder gelassen. Das XF56 ist optisch ganz klar überlegen und über den langsameren Autofokus kann ich damit hinwegsehen.

Um einer Situation wie auf der letzten Hochzeit 2017 zu entgehen, habe ich mir noch eine Fuji X100F besorgt („Three is two, two is one and one is none“). Die X100F hat zusätzlich den Charme des integrierten ND Filters und das unhörbare Auslösen. Der ND Filter ist während eins Sektempfangs in der Sonne einfach ein Traum und wer schon mal in einem kleinen Standesamt oder einer Kirche fotografiert hat, weiß wie „laut“ selbst spiegellose Kameras dann plötzlich sein können.

Irgendwann in 2017 habe ich die X-Pro2 auch mal Objektiv-voraus in den Kies fallen lassen, weshalb ich diese nun mit der Sling Handschlaufe von Peak Design zusätzlich sichere.

Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit meinem Setup für das kommende Jahr und freue mich schon auf die erste Hochzeit.

Im nächsten Artikel werde ich genau beschreiben wie ich meine Kameras konfiguriert habe, damit ich schnell arbeiten kann obwohl ich drei verschiedene Bodys verwende. Ich werde auch noch aufzeigen in welchen Situationen ich welche Kombinationen an Bodys und Objektiven verwende und auch nochmal auf die Custom Settings eingehen, die ich ja bereits in einem anderen Artikel beschrieben habe. Ich aktualisiere diesen Artikel dann immer um die Links auf die anderen Artikel.

Bei Fragen, fragen!

Ich hoffe ich konnte euch damit einen Einblick in die Arbeit als Hochzeitsfotograf mit Fuji Kameras geben. Wenn ihr noch Fragen habt oder sonst irgendwas loswerden wollt, schreibt mir einfach. Auf meiner neuen Website findet ihre zudem weitere Fotos meiner Arbeit als Hochzeitsfotograf.

Bildergalerie

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Kommentare

2 Antworten zu „Ein Jahr Hochzeitsfotografie mit Fuji Kameras“

  1. […] sich um das Thema Fotografie drehen. Der aktuelle Artikel bietet einen Rückblick auf ein Jahr als Hochzeitsfotograf mit Fuji Kameras. Viel Spaß beim […]

  2. […] Rückblick auf ein Jahr Hochzeitsfotografie mit Fuji Kameras […]