Meine Fuji Custom Settings / Filmsimulationen Teil 2

Im ersten Teil der Serie habe ich mich dem Grundverständnis des Quick Menüs und der Custom Settings gewidmet. Solltest du den Beitrag noch nicht gelesen haben, so lege ich dir nahe das zu tun bevor du weiter liest. In diesem Beitrag baue ich bewusst auf Wissen und Begriffen aus dem ersten Beitrag auf.

Wie ich die Custom Settings verwende

Als Fotograf habe ich mehrere Themen für die ich beauftragt werde und ich gehe mehr und mehr dazu über JPEG Daten direkt aus der Kamera an den Kunden zu liefern und nicht mehr den Umweg über eine RAW Entwicklung zu machen. Vor allem bei Reportagen die ich auf Firmen-Events oder auf öffentlichen Veranstaltungen mache, ist es üblich dass die Auftraggeber ein paar Aufnahmen am liebsten noch während der Veranstaltung zur Verfügung hätten. Früher bedeutete das für mich, dass ich mich an einen stillen Ort zurückzog um die RAW Daten aufs Notebook zu laden, schnell eine Auswahl zu machen, zwei drei Aufnahmen zu entwickeln und dann dem Kunden zu schicken. Dank meiner Umstellung auf Fuji Kameras kann ich das nun direkt mit den Aufnahmen aus der Kamera, ganz ohne Notebook erledigen. Das geht zum einen dank der Funktion die JPEGs mal schnell per Wifi aufs Smartphone zu laden und natürlich nicht zuletzt dank der hervorragenden JPEG Dateien die die Fuji Kameras produzieren.

Entsprechend habe ich meine Custom Settings zum Teil für meine Auftragsarten angepasst. Ich liste erst mal meine sieben Custom Settings und gehe dann auf die einzelnen ein. (Einige der Custom Settings ändern sich im Lauf der Zeit immer wieder, ich werde also wohl nicht drum herum kommen die hier dann zu aktualisieren)

Meine Custom Settings / Film Simulationen

  1. Default
  2. Classic Chrome
  3. Black & White
  4. Reportage / Astia
  5. Kevin
  6. Pro Neg
  7. Studio

Die Profile 3, 2 und 4 im direkten Vergleich

Default

Das vermutlich am schnellsten erklärte Custom Setting. Hier ist einfach alles auf Standard gestellt. Ideal um auf die schnelle alles zurückzusetzen und dann im Quick Menü die Einstellungen für die vorliegende Aufgabe anzupassen.

Classic Chrome

DR: 100
WB: Auto
NR: -1
Filmsimulation: Classic Chrome
H Tone: 0
S Tone: +1
Color: +2
Sharp: +1
Grain: Weak

 

Dieses Profil basiert auf der unglaublich schönen Classic Chrome Filmsimulation die mit der Fuji X100T hinzu kam. Ich verwende dieses Profil für fast alles. Portraits, Reportagen, Hochzeiten, etc. Es gibt kaum ein Szenario in dem ich damit nicht arbeiten könnte. Zur Erklärung der getroffenen Einstellungen. Ich mag die sanften Kontraste die Classic Chrome mitbringt, verstärke diese aber mit den betonten Schatten noch ein wenig. Ebenso gebe ich wieder etwas mehr Farbe mit, was gerade bei Hauttönen ein schöneres Bild ergibt. Bei fast all meinen Custom Settings ist die Rauschunterdrückung etwas zurückgedreht und die Schärfe etwas erhöht. Das ist Geschmacksache, aber so habe ich das „fertigste“ Ergebnis direkt aus der Kamera.

Aber was ist Classic Chrome eigentlich? Fuji darf es in seinen Marketing Unterlagen nicht sagen, ich aber schon. Classic Chrome ist Fujis Interpretation des legendären Kodachrome Films. Aber wie beschreibt man nun wiederum Kodachrome? Ich bediene mich eines Zitats von Steve McCurry, der sagt Kodachrome hätte: „more poetry in it, a softness, an elegance“. Besser kann man es vermutlich nicht beschreiben. Kodakchrome, wie jetzt auch Classic Chrome, hat subtile Farben, ist sanft und doch sehr detailliert.

Mein Tipp: Einfach testen!

Black & White

DR: 100
WB: Auto
NR: -1
Filmsimulation: Acros + G
H Tone: 0
S Tone: +1
Color: –
Sharp: +1
Grain: Weak

Mein Allzweck-Schwarz-Weiss-Profil. Primär verwende ich es für Portraits und gelegentlich auch für Reportagen. Ich dachte eigentlich dass Fuji mich nach der Classic Chrome Filmsimulation nicht mehr beeindrucken könnte, aber dann kam Acros. Man merkt einfach wie stolz Fuji auf seine Film-Herkunft ist und mit wieviel Begeisterung hinter den Kulissen daran gearbeitet wird, den Flair und die Qualität der analogen Fotografie in die digitale Welt zu bringen. Acros ist für mich das Ergebnis dieser Begeisterung. Obwohl die bereits vorhandene SW Filmsimulation bereits wirklich schöne Ergebnisse liefert, bietet Acros doch noch ein wenig mehr.

Die bisherige Schwarz-Weiss Simulation in den Fuji Kameras basierte einfach auf einem konvertierten Provia Profil. Mit Acros war Fuji mutig und gab der Simulation einen Namen mit dem es in große Fußstapfen zu treten gilt.

Acres (Film und Simulation) zeichnet sich durch sanftere Schatten und etwas mehr Kontrast in den mittleren Tonbereichen aus. Auch die Lichter sind kontrastreich, verlieren aber keine Details.

Was für mich aber den wirklichen Reiz am Fotografieren mit der Acros Film Simulation ausmacht, ist das fein gezeichnete Korn das dynamisch anhand der genutzten ISO Werte berechnet wird. Das heißt es wird nicht einfach nur ein „Grain Layer“ über das ganze Bild gelegt, sondern unterschiedliche Körnung für unterschiedlich helle Bildteile verwendet. Eben so wie auch Film dynamisch auf die Belichtung reagiert. Das Titelbild dieses Beitrags (ganz oben) ist auch mit diesem Profil entstanden.

Reportage / Astia

DR: 100
WB: Auto
NR: -1
Filmsimulation: Astia
H Tone: -1
S Tone: -1
Color: 0
Sharp: +1
Grain: Aus

Neben dem Pro Neg Profil für mich das Reportage „Arbeitstier“. Hiermit mache ich den Großteil meiner Eventreportagen. Vor allem wenn etwas kräftigere Farben erwünscht sind oder eben einfach passen, kommt das Astia Profil zum Einsatz. Das Pro Neg Profil bietet mir hingegen etwas mehr Kontrast und ein wenig gedämpftere „nüchternere“ Farben.

Reportage / Pro Neg

DR: 100
WB: Auto
NR: -1
Filmsimulation: Pro Neg Hi
H Tone: 0
S Tone: 0
Color: 0
Sharp: +1
Grain: Aus

Siehe Reportage Astia

Kevin

DR: 100
WB: Auto
NR: -3
Filmsimulation: Acros + R
H Tone: 0
S Tone: +3
Color: –
Sharp: +1
Grain: Weak

Dieses Profil könnte ich auch einfach „Street Photography“ nennen, zu ehren des Mannes bei dem ich die Settings aber geklaut habe, heißt es Kevin (Mullins).

Tiefe Schatten, auch mal viel Rauschen, hohe Kontraste. Alles was ich an Street Photography liebe in einem Custom Setting zusammengefasst. Es empfiehlt sich hier mit der Spotmessung, AE-Lock und Backbutton Focus oder manuellem Fokus zu arbeiten. Das alles erfordert zwar etwas Übung, man erhält aber unglaublich schöne Schwarz-Weiß Aufnahmen die einen direkt in die Zeit der Analogen Fotografie zurückversetzen.

Studio

DR: 100
WB: Custom (Auf meine Studio Blitze kalibriert)
NR: -1
Filmsimulation: Standard
H Tone: 0
S Tone: -1
Color: 0
Sharp: +1
Grain: Aus

Damit arbeite ich im Studio. Ich verwende hierbei die JPEGs um gemeinsam mit dem Kunden am großen Bildschirm schnell eine Auswahl treffen zu können oder um grundsätzlich über die Bilder zu sprechen. Ein relativ einfaches Profil ohne viel Schnickschnack. Die JPEGs werden hierbei meist nicht weiter verwendet, da ich für meine Studio Portraits einen RAW Workflow in Lightroom und Photoshop etabliert habe.

Fazit

Beim Schreiben dieses Beitrags habe ich eine kleine Anpassung bei meinen Custom Settings vorgenommen, die auf der Erfahrung einiger vergangener Aufträge beruht. Ich habe dem Pro Neg Profil die Kontraste ein wenig genommen, da bei ungünstigen (Kunst-)Lichtsituationen die Augen manchmal doch zu dunkel wurden. Das Fazit lautet also, man sollte auch meine Custom Settings nur als Inspiration, als Basis, verstehen. Macht eure eigenen Erfahrungen damit und passt das an von dem ihr das Gefühl habt, ihr müsst es ändern. Meine Custom Settings sind kein Allheilmittel und ganz sicher nicht die absolute Wahrheit. Findet euren eigenen Stil und baut darauf auf.

Ich hoffe ich konnte euch einen Einblick bieten wie ich die Custom Settings verwende. Wenn ihr Fragen oder Anregungen habt, schreibt mir, ich freue mich auf euer Feedback.

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